Lancelot Armstrong seit 1991 im
Todestrakt von Florida
Feature zu seinem Fall,
sowie seiner Kindheit und Jugend, die durch Gewalt, Misshandlung und
Folter geprägt wurde.
Lancelot Armstrong wurde 1963 in
Jamaika geboren und ist in den 1980′er Jahren in die USA
übergesiedelt. 1990 soll er einen Polizisten erschossen und einen
weiteren schwer verletzt haben. Für diesen Mord wurde er 1991 zum
Tode verurteilt. Er selbst bestreitet die Tat! Die
Hauptzeugin, Kay Allen, wurde durch die Untersuchungsbeamten unter
Druck gesetzt und belastete ihn, zog jedoch später ihre Aussage
wieder zurück und entlastete so Lancelot Armstrong! – Laut ihrer
Aussage vor Gericht soll Wayne Coleman der Täter sein. Auf
der Suche nach einem Brieffreund, der im Todestrakt ist, lernte ich
Lancelot Armstrong durch eine Organisation kennen, die sich gegen
die Todesstrafe einsetzte. Diesen Verein gibt es nicht mehr, aber
meine Freundschaft zu Lancelot ist geblieben.
Und tatsächlich sagte die
Freundin Colemans in einem Interview mit der Zeitung SunSentinel, am
30. April 1990, dass ihr Freund Wayne Coleman ihr gestanden hat: Er
müsse abhauen, denn er habe eine großen Fehler gemacht. Er habe zwei
Polizisten erschossen.
Es würde hier zu weit führen, die
ganzen Details zu erklären, ich gehe jedoch davon aus, dass Lancelot
Armstrong unschuldig hingerichtet werden soll. Und dies ist nichts
ungewöhnliches, denn immer wieder werden Fälle bekannt, in denen
Menschen unschuldig im Todestrakt in den USA waren.
Hier einige Beispiele dafür:
Lancelot Armstrong hatte kein faires Verfahren
Auch im Fall von Lancelot wird
deutlich, was in vielen Teilen der USA, so auch in Florida wo
Lancelot Armstrong verurteilt wurde, Rechtsprechung bedeutet. Denn
selbst wenn Lancelot Armstrong die ihm vorgeworfenen Tat begangen
hätte, so hat er kein faires Verfahren bekommen. Sieht man allein
die Gutachten, die teils vom Gericht nicht mal zur Kenntnis genommen
wurden, wäre eins auf jeden Fall klar. Er hätte niemals zur
Höchststrafe verurteilt werden dürfen.
Eine Kindheit voller Angst
und Pain
Lancelot wuchs in der
Armen-Siedlung „Martha Brea“ mit vier Geschwistern in Jamaika auf.
Das Leben dort war hart. Wasser mussten die Kinder von einem
Standrohr auf der Straße holen und in Öl-Trommeln lagern. Die
Ernährung der Kinder bestand im wesentlichen aus Obst, Bananen, der
Frucht des Brotfruchtbaumes und Fisch aus dem Fluss unter dem Haus.
Gekocht wurde auf einem primitiven Kohle-Herd mit Hilfe von
Lack-Dosen.
Als Lancelot noch ein kleiner Junge
war, heiratete seine Mutter einen Alkoholiker, der fortan gegenüber
den Kindern sehr gewalttätig war. Für die Züchtigung der Kinder
hatte er eine spezielle Schlaufe, die er immer bei sich trug. Körperliche
Züchtigung war zu dieser Zeit normal in Jamaika, aber die Brutalität
die Lancelot ertragen musste ging extrem weit über das „übliche“
hinaus.
Mit fünf Jahren hatte
Lancelot bereits mehrere Traumata am Kopf durch Verletzungen. Sein
Vater kam oft völlig betrunken nach Hause, erbrach sich und wurde
ohnmächtig.
-
Lancelot
wurde auch von seiner Mutter, Tante und
Großmutter„diszipliniert“, welche mit ihm im selben Haus
wohnten. Dabei haben sie ihn mit Gürtel und Peitsche geschlagen.
- Lancelot blieb mit seinem gewalttätigen Vater,
der Tante und der Großmutter allein zurück, als seine Mutter
sich entschloss in die Hauptstadt Kingston zu gehen, um dort als
Krankenschwester zu arbeiten, in der Hoffnung, dass es der
Familie dadurch besser gehe.
- Durch die Mangelernährung und die ständigen
Misshandlungen entwickelte
der
kleine Lancelot die seltene Krankheit „Pica“. Eine Krankheit die
meist vernachlässigte und misshandelte Kinder betrifft. An Pica
erkrankte essen Dinge die nicht als Nahrung geeignet sind.
Lancelot aß Lehm, Schmutz, Kalk und Sand, aber auch Farbreste
und Hühnerkot. Er begann seinen Kopf gegen die Wand zu schlagen,
bis er zu bluten anfing. Dies tat er meist nachdem er verprügelt
wurde. Dadurch hatte er häufig Kopfschmerzen und Nasenbluten,
was ihn jedoch nicht dazu veranlasste mit diesen
Selbstverletzungen aufzuhören.
- Die Schule war reine Folter für das Kind.
Aufgrund der Misshandlungen hatte Lancelot eine schwere
Lernbehinderung entwickelt und Stotterte beim Sprechen. Auch in
der Schule hatte er häufig Nasenbluten und „Ausfälle“ in der
Form, dass er auf den Boden fiel und sich hin und her rollte,
wobei sich sein Körper unkontrolliert schüttelte. Dies alles
trug dazu bei, dass die anderen Kinder sich von ihm abwandten
und er vollkommen isoliert war.
- Er litt unter häufigem Erbrechen, Durchfall und
Magenschmerzen, was ihn oft daran hinderte die Schule zu
besuchen, wodurch er zusätzlich Probleme hatte in der Schule
noch mitzukommen.
- In den 1960er Jahren wurden die Schulen in
Jamaika gnadenloser und grausamer. Kinder mit Lernproblemen wie
Lancelot, wurden „Dummköpfe“ genannt und mussten in der Ecke
sitzen, wurden aber auch auf andere Weise gedemütigt.
Körperliche Züchtigung von Kindern mit Lernproblemen durch
die Lehrer war an der Tagesordnung. Lancelot wurde in der Schule
mit Peitsche und Gürtel geschlagen. Dabei hielten die Lehrer ihn
meist an einem seiner Arme fest und schlugen auf ihn ein. Kinder
wurden damals für jede ihrer „Behinderungen“ geschlagen. Für
Lancelot der an Krampfanfällen, Nasenbluten, Stottern litt und
der für sein Alter sehr klein war, gab es da keine Chance.
- Lancelot wurde in der Schule als „Dummkopf“
geschlagen und danach zu Hause für seine angebliche „Faulheit“,
weil er in der Schule nicht mitkam.
- Lancelots Bruder Harlo, versuchte ihm teilweise
beim Lernen zu helfen, dennoch war auch diese Beziehung nicht
konfliktfrei. So versuchte Harlo ihn einmal mit einem Messer zu
erstechen, wodurch Lancelot mehrere Monate im Krankenhaus
verbringen musste. Sein Onkel und sein älterer Bruder
Danny ertränkten Lancelot fast in einem Wasserfass. Als ihn
seine Großmutter aus dem Wasser zog war er bewusstlos und
blutete aus den Ohren. Auch verlor Lancelot zwei seiner Finger,
als sein Bruder Danny Zuckerrohr mit einer Machete schnitt,
wobei er Lancelots Finger amputierte.
- Trotz allem war Lancelot ein guter Schwimmer.
Und obwohl er so klein war, wurde er immer wieder damit
beauftragt Leichen von Ertrunkenen aus dem Fluss „Martha Brae“
zu bergen, der hinter dem Haus seiner Familie vorbeifloss. Der
Fluss war recht wild und so ertranken damals mehrere Menschen,
meist Kinder, die Lancelot bergen musste. Manche lagen schon
seit Tagen im Wasser und waren entsprechend aufgebläht und
geschwollen. Dies war für Lancelot sicher ebenfalls
traumatisierend, denn zu dieser Zeit war er noch ein Teenager.
- 1977, als Lancelot 15 Jahre alt war, gab es in
Jamaika einen gewaltsamen politischen Aufstand in der Stadt
Falmouth, ca. 6 Meilen von seinem Wohnort entfernt. Es gab
Ausschreitungen und Schießereien. Es wurde eine Ausgangssperre
verhängt, aber der Umbruch ließ sich nicht aufhalten.
- Als Lancelot 16 Jahre wurde, wanderte seine
Mutter allein in die USA aus und ließ ihn bei seiner Großmutter
zurück.
- 1980, als Lancelot 17 Jahre alt war, wurde in
Jamaika neu gewählt und diese Wahlen waren recht gewaltsam und
turbulent. Die beiden politischen Parteien stahlen Wahlurnen, in
denen sie viele Stimmen der Gegenpartei vermuteten. Lancelot
wurde dazu verpflichtet Wahlurnen zu schützen und er war sehr
erschrocken von der Tatsache, dass er auch dabei getötet
werden könnte.
Zu dieser Zeit, lebten die Menschen
in ständiger Angst vor der Polizei. Mit 19 Jahren verhaftete die
Polizei ihn wegen eines angeblichen Raubes, den er aber nicht
begangen hatte. Dennoch wurde er mehrere Monate in Untersuchungshaft
gesteckt und von der Polizei gefoltert. Sie schlugen ihn mit einem
Hammer auf seine Zehen und auf die Unterseite seiner Füße. Auch
schlugen sie auf seine Genitalien ein, an die sie Gewichte gebunden
hatten. Sie fügten ihm Elektroschocks mit Kabeln zu und schlugen ihm
einen seiner Zähne aus. Er wurde jedoch nie verurteilt und
schließlich aus der Haft entlassen.
Es gab viele Zeugen, die über
Lancelots elende Kindheit und Jugend ausgesagt haben. Darunter auch
mehrere Gutachter, die über Lancelots Kopfverletzungen, seine
kognitiven Defizite und Dysfunktionen von Teilen seines Gehirns
berichteten. Keiner dieser wichtigen Zeugen wurde jemals von seinen
Verteidigern oder dem Gericht in den Zeugenstand gerufen. Noch
wurden diese Fakten den Geschworenen mitgeteilt!
Dr. Antoinette Appel, forensische
Neurospychologin, bezeugte, dass Lancelot eine bedeutende Geschichte
von Hirntraumata und schweren Anfällen hat, einschließlich einem
Trauma das bei seiner Geburt entstanden ist. Sie bescheinigte ihm
Hämatome im Gehirn und Hirnblutungen im Alter von fünf Monaten, als
auch bei seinem fast Ertrinken im Altern von 9 Jahren im Wasserfass
und als er im Alter von elf Jahren mit einem Stein auf den Kopf
geschlagen wurde, sowie bei einem Fahrradunfall im Alter von 16 und
bei mehreren Autounfällen mit Bewusstlosigkeit. Weiter wies Frau Dr.
Appel darauf hin, dass die letzte schwere Kopfverletzung im November
1989, also kurz vor dem ihm vorgeworfenen Mord, bei einem Autounfall
stattgefunden hatte. In diesem Zeitraum hatte Lancelot
Hypo-Stoffwechsel, was bedeutet, dass sein Gehirn nicht richtig
durchblutet wurde und dadurch nicht richtig arbeiten konnte. Auch
bezeugte sie Lancelots verminderte neurokognitiven Fähigkeiten, die
durch seinen Konsum von bleihaltiger Farbe in seiner Kindheit, durch
seine Erkrankung an Pica, noch verschärft wurden.
Die Untersuchung durch den
Psychiater Richard Dudley ergab, das Lancelot unter mehreren
neuropsychiatrischen Problemen litt, einschließlich langanhaltender
kognitiver Defizite infolge von traumatischen und genetischen
Faktoren. Auch bezeugte er, dass Lancelot von seinen Betreuern
wiederholt vernachlässigt und körperlich misshandelt wurde, wodurch
viele seiner Symptome entstanden sein könnten. So leide er unter
einer posttraumatischen Belastungsstörung und chronischen
Depressionen, aber auch Pica sei dadurch bei ihm dadurch entstanden.
Dr. Dudley erklärte, dass der Schaden in Lancelots Frontallappen
kognitive Beeinträchtigungen verursacht, die ihn bei der Fähigkeit
Entscheidungen zu treffen behindern. Dudley führt weiter aus, dass
diese „Behinderung“ ihn nicht befähigte sich immer im Rahmen der
Gesetze zu verhalten. Darüber hinaus litt Lancelot unter einer
extremen emotionalen Störung zum Zeitpunkt des ihm vorgeworfenen
Verbrechens.
Die Neuropsychologin Dr. Terry
Goldberg führte an Lancelot eine Reihe von neuropsychologischen
Tests durch, sowie einen Intelligenztest. Die Testergebnisse
bestätigten, dass Lancelot an einer schweren Beeinträchtigung seines
Frontallappens leidet, wodurch er grundlegende Defizite bei der
Informationsverarbeitung hat. Weiter bestätigten die Tests eine
kognitive Dysfunktion und Probleme mit seinem Arbeitsgedächtnis und
begrenzte Sprachkenntnisse. Der IQ-Test ergab lediglich einen IQ von
77. Sie meinte, dass eine Person mit solch großen Schwierigkeiten in
Stress-Situationen, wie sie bei Kriminalität vorkommen, schwere
Beeinträchtigungen bei ihren Impulsreaktionen hat. Sie bestätigte,
dass diese Beeinträchtigungen ursächlich an seinen Hirnschäden
liegen, wenn sie auch nicht auf dem EEG auftauchen würden.
Dr. Thomas Hyde, verhaltensbezogener
Neurologe, bezeugte ebenfalls erhebliche organische
Hirnfunktionsstörungen bei Lancelot, einschließlich Frontallappen,
Scheitellappen und Temporallappen-Dysfunktion. Nach Dr. Hyde ist der
Frontallappen der wichtigste Teil des Gehirns für die Regulierung
des Verhaltens. Menschen mit einer Frontallappendysfunktion leiden
häufig an Urteilsbeeinträchtigungen, Argumentationsproblemen und
neigen zu unangemessenen emotionalen Reaktionen in schwierigen
Situationen. In Kombination mit einer Temporallappendysfunktion wird
der Argumentationsprozess und die Impulsivität behindert, was zu
einer Abwesenheit von Rechtsempfinden führt, sowie Vernunft und
Einsicht in Stress-Situationen vermindert.
Dr. Gunst, die einen Bachelor-Abluss
in Geschichte und einen Master in lateinamerikanischer Geschichte
hat, kennt sich speziell in Sachen Jamaika aus und lebte von
1984-1986 in dort. Sie bezeugte, dass Lancelot schweren seelischen
Schaden erlitten hat, durch seine Kindheit in dem Inselstaat. Auch
bestätigte sie die Polizeigewalt, Armut und körperlichen
Misshandlungen die Lancelot zu Hause und in der Schule erlitten hat.
Vor ihrem Zeugnis hatte sie Datensätze studiert, mit
Familienmitgliedern von Lancelot gesprochen und Lancelot selbst
interviewt. Sie bestätigte die bittere Armut in der Lancelot
aufwuchs und dass seine Schulausbildung reine Folter war, weil seine
Lernbehinderung nicht erkannt und er dort regelmäßig körperlich
gezüchtigt wurde, auch dass er zu Hause immer wieder geschlagen
wurde, in einer Art und Weise, die weit über das hinaus ging was
damals in Jamaika üblich war. Dr. Gunst bezeugte ebenfalls die
politische Gewalt in Jamaika zu jener Zeit, der gerade auch die
Jugend ausgesetzt war, denn sie mussten oft die Wahlurnen bewachen
und viele von ihnen wurden dabei erschossen. Ebenfalls bestätigt sie
die enorme Brutalität der Jamaikanischen Polizei. Die Polizei war
damals berüchtigt für Mord und andere Gewalttaten. Lancelot selbst
war Opfer dieser Polizeigewalt und wurde in deren Gewahrsam
gefoltert, dabei waren seine Erfahrungen übermäßig, selbst nach den
Maßstäben dieser Tage.
Einen
solchen Menschen zum Tode zu verurteilen hat mit Rechtsprechung
nichts zu tun. Vielmehr scheint bei dem Urteil die Tatsache, dass es
sich bei dem Opfer um einen weißen Polizisten gehandelt hat und
Lancelot Armstrong ein Schwarzer ist, eine wesentliche Rolle
gespielt zu haben. Dabei verurteilte die Jury ihn nicht
einstimmig, sondern mit 9 gegen 3 Stimmen, was allein schon in
anderen Bundesstaaten der USA automatisch die Todesstrafe
ausgeschlossen hätte, nicht jedoch in Florida.
IHfL Peter K.
- Januar
2017:
Todesurteil aufgehoben!
Neues
Strafzumessungsverfahren
Lancelot Armstrong wird
seit 1991 im Todestrakt von Florida gefoltert, für ein
Verbrechen, dass, wie er stets beteuert, nicht begangen hat. Er
soll 1990 einen Polizisten erschossen haben. Jedoch gibt es
Hinweise, die vermuten lassen, dass er nicht der Mörder ist.
Jetzt soll seine Strafe neu verhandelt werden, da das
Todesurteil gegen ihn jetzt aufgehoben wurde.
Der „Supreme Court of Florida“
hat am Donnerstag das Todesurteil gegen drei Gefangene des
Todestraktes gekippt. Diese Entscheidung ist
offensichtlich auf das „Hurst-Urteil“ des Höchsten
Gerichts der USA, im Januar 2016, zurückzuführen. In
diesem Urteil wurde die in Florida herrschende Regelung zur
Urteilsfindung für Verfassungswidrig erklärt. In Florida
konnte der Richter bis dahin ein Todesurteil auch dann
aussprechen, wenn sich mehrere Geschworene gegen ein solches
Urteil aussprachen. Seit dem Hurst-Urteil wurde in
Florida keine Hinrichtung mehr vollzogen. Das jetzige Urteil des
höchsten Gerichts von Florida, im Fall Lancelot Armstrong, ist
die direkte Folge des Bundesgerichtsurteils gegen den
US-Bundesstaat und des Antrags seiner Verteidung
(Hier
geht es zu dem Originaldokument).
Im Fall von Lancelot Armstrong,
der von der deutschen IHfL betreut
wird, bedeutet diese Entscheidung leider nicht, dass er ein
komplett neues Verfahren erhält. Das Schuldurteil bleibt also
bestehen. Lediglich die Strafhöhe soll neu verhandelt und dazu
12 komplett neue Geschworene geladen werden. Sowohl im
Jahr 1991, als auch in der Berufung im Jahr 2007 sprachen sich
jeweils drei Geschworene gegen die Todesstrafe für Lancelot
Armstrong aus. Es besteht also die berechtigte
Hoffnung, dass zumindest die Todesstrafe für Lancelot Armstrong
im neuen Verfahren nicht bestätigt wird. Dies würde dann jedoch
wohl „Lebenslänglich ohne jede Hoffnung auf frühzeitige
Entlassung“ bedeuten. Damit kann und will sich Lancelot
Armstrong nicht zufrieden geben, denn er besteht darauf ,
unschuldig zu sein.
Augenzeugin besteht
darauf: Lancelot war es nicht! Bei dem ihm
vorgeworfenen Überfall auf ein Schnellrestaurant hat nach der
Aussage der einzigen Augenzeugin Kay Allen ein
anderer Mann, nämlich Wayne Coleman, den
Polizisten getötet. Dieser machte jedoch einen Deal mit den
Behörden, sagte gegen Lancelot Armstrong aus und bekam
Lebenslänglich. Lancelot, der auf seine Unschuld pochte, erhielt
die Todesstrafe. Kay Allen wurde zuvor einem foltergleichen
Verhör durch die Polizei unterzogen, brach unter diesem Druck
zusammen und belastete zunächst Lancelot Armstrong. Vor Gericht
widerrief sie jedoch diese Aussage. Kay Allen beschreibt die
Vorgänge im Gespräch mit einem Privatdedektiv wie folgt: Zur Aussage
von Kay Allen
Tatsächlich sagte die
Freundin Colemans in einem Interview mit der Zeitung SunSentinel,
am 30. April 1990, dass ihr Freund Wayne Coleman ihr
gestanden hat: Er müsse abhauen, denn er habe einen großen
Fehler gemacht. Er habe zwei Polizisten erschossen!
Neben Lancelot Armstrong wurden
auch die Urteile gegen Donald Otis Williams,
der 2010 eine Frau ermordet haben soll und William M.
Kopsho, der im Jahr 2000 seine Frau getötet haben
soll, aufgehoben. Auch diese Strafen werden nun neu verhandelt.
Ganz abgesehen jedoch
von der Schuldfrage wäre, Lancelot Armstrong in Deutschland
schon längst wieder auf freiem Fuß. Einen Menschen tatsächlich
lebenslänglich einzusperren für eine Tat ist höchst fragwürdig,
denn es nimmt ihm jede Chance auf Veränderung und missachtet die
persönliche Entwicklung der Person. Zudem sollte nicht vergessen
werden, dass Lancelot Armstrong und die anderen im Todestrakt
dauerhaft gefoltert werden mit einer menschenunwürdigen
Situation und der stetigen Angst vor der Exekution.
Mutter überwältigt und
überglücklich Wir haben soeben mit der Mutter von
Lancelot Armstrong telefoniert und sie ist von der neuen
Nachricht überwältigt. Sie wusste noch nichts von dem Urteil des
Supreme Courts. Sie bangt um das Leben ihres Sohnes und ist im
Moment einfach nur überglücklich über diese neue Entwicklung…
IHfL Peter K.
- Winter
2018:
Lancelot Armstrong immer noch im Todestrakt.
Der Supreme Court of
Florida hebt das Todesurteil gegen Lancelot Armstrong (vor fast
zwei Jahren) auf und verweist seinen Fall zurück, für ein neues
Strafzumessungsverfahren. Dennoch ist er immer noch im Todestrakt
von Florida untergebracht – ganz ohne Todesurteil – Logik eines
Unrechtsstaates. Jetzt veröffentlichen wir eine Deutsche Übersetzung
des Urteils des Supreme Court of Florida.
Wir möchten uns an dieser Stelle
herzlich bei der lieben Frau bedanken, die sich die Arbeit gemacht
hat, das Urteil für uns zu übersetzen. Eine solche Übersetzung ist
immer eine Annäherung an das Englische Original, da die juristische
Sprache ziemlich schwierig zu übersetzen ist. Insofern bitten wir
hier keine 100%ige Übersetzung zu erwarten.
Mit Klick auf der folgende Bild geht
es zur PDF mit dem Original-Urteil:

Hier das Urteil in Deutsch:




Leider bedeutet die Aufhebung des Todesurteils gegen Lancelot
Armstrong nicht, dass er ein neues Verfahren zur Überprüfung seiner
Schuld bekommt.
Lancelot besteht ja auf seiner
Unschuld und bestreitet im Jahr 1990 einen Polizisten erschossen zu
haben. Er erhält also kein vollkommen neues Verfahren, sondern nur
ein neues Strafzumessungsverfahren, aber zumindest ist jetzt bekannt
geworden, dass das Oberste Gericht darauf besteht, dass
diesmal nur eine Einstimmige (12/0) Entscheidung der Jury noch
einmal zu einem Todesurteil führen darf. Dabei müsste die
Jury jedoch auch noch tiefgreifend erläutern können, warum sie der
Meinung ist, die Gründe für ein Todesurteil würden schwerer wiegen,
als die Gründe ihn zu verschonen. (Quelle)
Für jeden hier nun
einsehbar: Original Aussage der
einzigen Augenzeugin in Deutscher Sprache, die Lancelot
Armstrong entlastet. Belastende Aussage der Freundin des wohl
eigentlichen Täters.
Im Folgenden dokumentieren wir an
dieser Stelle eine Aussage von Kay Allen, der einzigen Augenzeugin
des Lancelot Armstrong vorgeworfenen Verbrechens:
Auszüge aus dem
Gespräch zwischen
Privatdetektiv Jody
R. Stacy
und
Kenderal (Kay) Allen
Stacy: Mein
Name ist Jody R. Stacy, Privatdetektiv für Winstar Investigations.
Heute ist der 21. Oktober… Ich befinde mich in der Wohnung von Kay
Allen…
Stacy: Können sie
detailliert beschreiben was sich in der Nacht des 17. Februars
zugetragen hat, einschließlich allen Reaktionen von ihnen selbst.
Erzählen sie mir was Lance (Lancelot Armstrong) für ein Mensch ist
und alles was sie über ihn erzählen können und in welcher Beziehung
sie zu Coleman standen und was passiert ist.
Allen: Ich habe Coleman nie
zuvor gesehen… Ich kannte Lancelot schon eine Weile. Ich weiß nicht
mehr genau wie lange ich ihn schon kannte, er war ein Geschäftsmann,
er machte eine Menge Gelegenheits- und Nebenjobs…
Stacy: Können sie mir genau
berichten was in der Nacht geschah, als er zum Church’s Chicken kam?
Allen: In dieser Nacht kam
er zu meiner Arbeitsstelle, überraschend hatte ich ihn gefragt ob er
mich fahren kann, er kam mit einem anderen Mann bevor ich das
Restaurant komplett geschlossen hatte.
Ich ließ den anderen Mann, es
war Coleman, im Speisesaal und ging nach draußen, setzte mich ins
Auto und sprach mit Lance…
Stacy: Worüber sprachen sie
mit Lance ?
Allen: Über die Vaterschaft
bei den Zwillingen… Wir sprachen über die Verschiedensten Dinge,
hauptsächlich über die Kinder… und er bat mich, für ihn etwas zu
tun, das seine Meinung ändern würde…
Stacy: Er forderte sie auf
?
Allen: Er bat mich ins
Restaurant zu gehen, als wenn nichts besonderes wäre, das Geld zu
nehmen und es nach draußen zu bringen. Ich sagte nein und ich würde
nicht alles gefährden für ein paar Cent, für das wenige Geld das wir
in der Kasse hatten. Er änderte seine Meinung dann wirklich schnell.
Stacy: Sie erklärten ihm,
dass es das nicht wert sei, sie sprachen also nur darüber.
Allen: Nichts, für nichts
lohnt es sich das eigene Leben zu riskieren.
Stacy: Und er war der
gleichen Meinung ?
Allan: Ja… – Coleman kam
aus dem Restaurant und ich erklärte ihm, das ich mit so was nichts
zu tun haben will. Herr Coleman fasste eine Waffe von seinem Bund,
sagte ihm er solle warten oder verschwinden oder was auch immer und
sagte „Bitch“ zu mir.
Stacy: Als also Lance zu
Coleman sagte, das wir das lieber lassen mit dem Raub. Gehen wir
zurück zum Auto… Was sagte Lance, als er die Waffe auf ihn richtete
?
Allan: Bitte nicht auf mich
schießen
Stacy: Nicht auf sie
schießen
Allan: Nicht auf mich
schießen, verstehen sie, als ich Coleman in die Augen sah, war mir
klar, dass es für ihn kein Zurück mehr gab.
Stacy: Wie schaute er…
Allan: Er hatte einen sehr
aggressiven Gesichtsausdruck, er schaute aus wie als wenn es nicht
möglich war ihn zu überzeugen… es war nicht möglich seine Meinung zu
ändern.
Stacy: Meinen sie er könnte
unter Drogen- oder Alkoholeinfluss gestanden haben oder…
Allan: Coleman sah so aus
als wenn er unter dem Einfluss von irgend so etwas stand… …er
forderte mich auf den Safe zu öffnen, ich glaubte ich müsste diese
Nacht sterben.
Als er das Geld hatte, verlangte er von mir, aus dem Büro zu
gehen und mich auf den Boden zu legen… Ich denke Coleman war in
dieser Nacht bereit jedermann zu töten, absolut jeden…
Dann forderte er mich auf
aufzustehen, also ging ich vor ihm her mit erhobenen Händen… Coleman
gab einen Schuß ab, der mit dem Geräusch einer Pfeife an meinen Kopf
vorbeiflog.
Stacy: Polizist Sallustio
ging in eure Richtung.
Allan: Er ging in Richtung
des Fensters.
Stacy: Und dann nahm
Coleman die Waffe und feuerte ?
Allan: Er hatte sie die
ganze Zeit in der Hand, er hatte die Waffe nicht einmal weggesteckt…
Ich fing an zu schreien und versteckte mich unter dem Tisch… ich
hörte Schüsse die von draußen reinkamen und Schüsse die nach draußen
gingen…
Stacy: Haben sie während
dieser Geschehnisse gesehen das Lance einen Schuß abgab ?
Allan: Nein, ich habe ihn
nicht schießen gesehen, er trug eine Waffe nur zu seinem Schutz… Ich
habe nicht gesehen das er geschossen hat, aber er hatte eine Waffe
unter seinem Sitz.
Stacy: Wie lange dauerte
die Schießerei ?
Allan: Es dürften so 5 – 10
Minuten gewesen sein…
Stacy: …Okay, sie meinen
also definitiv das Coleman der Aggressor war bei diesem
Zwischenfall.
Allan: Ich weiß, dass der
Aggressor Coleman war…
Stacy: …können sie
beschreiben was Herr Armstrong für einen Charakter hatte…
Allan: In den meisten
Fällen war er bescheiden, großzügig, er hatte halt nur Kontakt mit
den falschen Leuten, ich weiß nicht, einmal war er eifersüchtig… Ich
mag es überrascht zu werden, aber das er diesen Rückzieher gemacht
hat, das hat mich bei ihm nicht überrascht.
Stacy: Insofern war es
typisch für seinen Charakter, das er die ganze Sache stoppen wollte
?
Allan: Ja
Stacy: Können sie etwas
dazu sagen, was sie in der Vergangenheit vor Gericht aussagten…
Allan: Ich ging in Broward
County durch die Hölle. Da sie meinten ich würde ihnen den Fall
versauen, zeigten sie mir Bilder von Greeny im Leichenhaus. Bilder
die ich bis heute noch vor mir sehe.
Stacy: Als sie sagten, sie
versauten den ganzen Fall, was meinten sie damit ?
Allan: Wenn ich sagte, das
Lance keinen Schuß abgegeben hat, dann sagten sie, es würde nicht
stimmen was ich sage… wie hätte es sonst passieren können. Was ich
glauben würde wie es hätte sonst passieren können usw… Und das
während sie mir die Bilder von Greeny in der Leichenhalle zeigten…
Wenn ich durch Broward gehe, dann sehr schnell, denn diese Bilder
werden mich bis zu meinem Tod verfolgen.
…Nichts schien sie
umzustimmen, dieser Kerl hat das nicht getan, aber dieser Kerl hat
es getan, das war die Grundlage dessen was ich zu sagen hatte, ich
will damit sagen, sie wollten einfach nichts anderes hören. Und sie
wollten hören, das er es getan hat und das war es was sie wollten…
Sie wollten einen Schuldigen für den Tod ihres Kollegens, das hatte
ich verstanden und ich würde mit dem Blut dieses Kerls auf mir leben
müssen bis ich sterbe…
Stacy: …sie sagten die
Broward County Sherrif’s setzten sie massiv unter Druck, wenn sie
ihnen sagten, dass Coleman der Aggressor war, was waren ihre
Reaktionen.
Allan: Das wollten sie
einfach nicht von mir hören, das war ihre Reaktion… es war so wie,
als wollten sie einfach nicht, das er es gewesen ist, sie wollten
alle Schuld auf Lance abladen…
Stacy: Nun erheben sie
Meineidanklage gegen sie ?
Allan: Ich widerrief alles,
das ich ausgesagt hatte, ich widerrief es. Ich erkannte, dass ich
ihre Sau war, unabhängig davon wie ich damit klar käme, für den Rest
meines Lebens, mit all dieser Schuld, in diesem Prozess andere Leben
zu zerstören, ich konnte das einfach nicht weiter mitmachen, ich
konnte einfach nicht weiter tun was sie verlangten.
Stacy: Und was verlangten
sie ?
Allan: …das einzige was sie
verlangten war, das ich sagte, dass Lance der Aggressor war…
Stacy: Und ich schätze,
ihre Aussage endete damit, das zu sagen und dann kamen sie ins
Gericht und sagten, das dies nicht die Wahrheit war, weil sie Angst
hatten vor den Broward County Sherrif’s…
Allan: Das habe ich immer
noch, das habe ich immer noch. Wie ich vorher gesagt habe, ich fahre
nur noch sehr selten durch Broward… sie machten mein Leben zu eine
lebendigen Hölle. Niemand kümmerte sich mehr um mich und niemand
wollte mit mir noch was zu tun haben. Das einzige was sie brauchten
war jemand der für den Tod von Greeny bezahlen muss und sie
benutzten mich dafür…
Stacy: Ist da irgendetwas
das sie über Lance sagen wollen, im Angesicht seiner Verurteilung… ?
Allan: Ich meine, dass er
die Todesstrafe nicht verdient hat.
Stacy: Denken sie er hat in
dieser Nacht einen Polizisten erschossen ?
Allan: Ich weiß das er es
nicht getan hat, er hat eine Waffe immer nur zu seiner Sicherheit
getragen… Wie ich gesagt habe, Lance war einfach am falschen Ort mit
der falschen Person in dieser Nacht.
Stacy: Es liefen seine
Geschäfte recht gut und er konnte für sich selbst sorgen ?
Allan: So habe ich es
gesehen, ich habe nie gesehen das es ihm (Lancelot) schlecht ging.
Nie… Er sorgte für seine Familie, tat verschiedene Dinge für mich…
Stacy: Ich danke ihnen, für
ihre Aussage…
Den vollständigen Text des englischen Originals
bitte hier als PDF laden:
kay_allen_aussage_lancelot_armstrong.pdf
Dazu dann folgende Meldung aus der
Sun-Sentinel:
Dort berichtet die Freundin
Colemans darüber, dass Coleman klar und deutlich sagt, er selbst
habe die beiden Polizisten erschossen. (Zu diesem Zeitpunkt ging er
wohl davon aus, dass beide Polizisten gestorben sind.) Hier
nun der original Wortlaut:
Originaltext aus dem Artikel von
1990: „Sometime around 8 a.m., Coleman and Armstrong
appeared at Coleman`s girlfriend`s apartment. Laing said they came
in and Coleman said he had to leave, „he had to go because he did
something wrong. … He killed two cops.„“
Dieser Artikel ist über folgende Links erreichbar: Seite 1: http://articles.sun-sentinel.com/1990-04-30/news/9001050759_1_armstrong-show-broward-county-gunfire
Auf Seite 2 ist das Zitat zu finden, das Lancelot klar entlastet:
Seite 2: http://articles.sun-sentinel.com/1990-04-30/news/9001050759_1_armstrong-show-broward-county-gunfire/2
Wir möchten an dieser Stelle nicht
vorenthalten, dass in dem Artikel ein Drogenhändler behauptet,
Lancelot Armstrong hätte gesagt, es wäre auf ihn geschossen worden
und dann hätte er auch geschossen. Im Anbetracht der Aussage von Kay
Allen und der Freundin Colemans, ist dies jedoch ziemlich
unwahrscheinlich. Lancelot Armstrong selbst bestreitet von Anfang
an, geschossen zu haben.
Wichtig ist zu wissen, dass
mit Coleman ein Deal gemacht wurde. Ihm wurde angeboten, er bekomme
keine Todesstrafe, wenn er gegen Lancelot Armstrong aussagt. Und
genau das hat er dann auch getan! – Coleman wurde daraufhin nicht
zum Tode verurteilt und Lancelot Armstrong bekam die Todesstrafe.
Wir bedanken uns bei allen,
die Lancelot unterstützen, denn ohne sie hätte er es vielleicht
nicht bis hierher geschafft. Dem schließt sich auch Lancelots Mutter
an, mit der wir in Kontakt stehen. Eure
Unterstützung gibt Lancelot die Kraft weiterzukämpfen, für die
Anerkennung seiner Unschuld und gegen die Todesstrafe. Dabei gebt
ihr ihm auch die Kraft und die Möglichkeit weiterhin
andere Gefangene zu unterstützen.
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